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Abenteuergeist und Idealismus

Dr. Alexander Thumbs und Eva-Maria Speth waren vier Jahre lang in Malawi tätig

Das Arztehepaar Alexander Thumbs und Eva-Maria Späth war von 2008 bis 2011 in Malawi in einem Krankenhaus in Blantyre tätig. Mit von der Partie waren ihre drei Kinder, das jüngste war damals neun Monate alt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Familie hat ihren Entschluss bis heute nicht bereut: „Malawi wurde zu unserer zweiten Heimat.“, sagen beide übereinstimmend.

Ein wenig Abenteuergeist brauche es, wenn man sich dazu entschließt, zum Arbeiten ins Ausland zu gehen, sagt Alexander Thumbs. Das größte Krankenhaus in Malawi hatte junge Fachärzte gesucht. Seine Frau wurde im Lmambe Mission Hospital als Frauen- und Allgemeinärztin angestellt. Beide wollten in ein afrikanisches Land südlich der Sahara, in dem man einigermaßen sicher leben kann. Dass es dann Malawi wurde, sei Zufall gewesen.

Alexander Thumbs und Eva-Maria Speth waren überzeugt, dort gebraucht zu werden. Malawi habe in den letzten Jahrzehnten viel Entwicklungshilfe bekommen. „In Blantyre wurde viel an Malaria geforscht, die breite Versorgung war schlecht. In Malawi kommt ein Arzt auf 100.000 Einwohner. Die HIV-Programme wurden verbessert, die Lebenserwartung ist gestiegen, die Mütter und Kindersterblichkeit ist gesunken“. Mit Deutschland könne man die Lage aber nicht vergleichen. Das gelte auch für die allgemeine medizinische Versorgung. Privatkliniken könnten sich in Malawi nur die reichen fünf Prozent der Bevölkerung leisten.

„Sprung ins kalte Wasser“

Der Wechsel von Deutschland nach Malawi war ein Sprung ins kalte Wasser, räumen die beiden Ärzte ein. Das behütete Arbeiten gemeinsam mit vielen Kollegen unterscheide sich vom Arbeiten mit nur wenigen Leuten. „Es gibt Situationen, da bist du völlig allein auf dich gestellt.“

Das Krankenhaus hatte damals nur eine kleine Endoskopie-Abteilung. Mit Kollegen aus Liverpool hat Alexander Thumbs endoskopisch gearbeitet und Ärzte ausgebildet. Ein großes Projekt war ein Programm zur Behandlung von Speiseröhrenkrebs. In zwei Workshops wurden Ärzte und Krankenschwestern weitergebildet. Dazu gab es eine Studie mit fast 150 Patienten.

„Man sieht vieles mit anderen Augen“

Die Bilanz der beiden Ärzte: „Man kommt nicht völlig verändert zurück, aber sieht vieles hier mit anderen Augen.“ Idealismus und etwas Abenteuergeist gaben den Ausschlag, ins Ausland zu gehen. Nach der Rückkehr sehen die beiden vieles mit anderen Augen, auch wenn sie in Malawi nicht völlig „neue Menschen“ geworden sind, wie sie betonen. „Man merkt, dass man nicht immer die volle Technik fahren muss, um Patienten zu helfen. In Afrika konnten wir selbstständiger arbeiten. Daran mussten wir uns in Deutschland erst wieder gewöhnen“, sagt Alexander Thumbs.

Elke Blüml