Juni

„Afrika hat mich glücklich gemacht“

Maria Bextermöller (1941-2021)

Den 100. Geburtstag des Instituts darf Maria Bextermöller nicht mehr erleben. Am 30. Oktober ist sie nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren im Pflegebereich der Gemeinschaft der Missionshelferinnen (GMH) in Bad Kissingen verstorben.
Wenige Wochen vor ihrer Erkrankung hatte ich Gelegenheit zu einem Telefoninterview mit Maria. Auf die Frage, was sie dem Institut denn zu seinem 100. Geburtstag wünsche, antwortete sie, es solle Brückenpfeiler und Leuchtturm der Menschlichkeit bleiben. Schließlich sei es seine Bestimmung, Gutes zu tun. „Es fasziniert mich, dass dort, wo Not ist, ohne Wenn und Aber versucht wird, zu helfen, und dass es Menschen gibt, die auch das immer wieder tun“, erklärte sie noch.

Helfen war etwas, das sich wie ein Leitmotiv durch Maria Bextermöllers Leben zog, während ihrer Jahre im Kongo ebenso wie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland. 1941 als zweite Tochter von vier Kindern in Himmern im Kreis Melle geboren, arbeitete sie nach dem Schulabschluss zunächst drei Jahre bei ihren Eltern in der Landwirtschaft mit. Anschließend besuchte sie die landwirtschaftliche Berufsschule und arbeitete dann als Haushaltshilfe in einer kinderreichen Familie in Münster. 18-jährig wurde sie in die Krankenpflegeschule der Städtischen Krankenanstalten Krefeld aufgenommen, legte 1961 ihr Staatsexamen ab und arbeitete bis 1963 als Krankenschwester in verschiedenen Fachabteilungen des dortigen Krankenhauses weiter.

Sie sei schon immer ein neugieriger Mensch gewesen, bekannte Maria im Gespräch. „Ich wollte reisen, die Pyramiden sehen und die Welt entdecken.“ Dass ihre Familie nicht begeistert war von ihrer Idee, ins Ausland zu gehen, hat sie von ihrem Wunsch nicht abgebracht. Sie bewarb sich 1963 bei der Gemeinschaft der Missionshelferinnen, besuchte den Vorbereitungskurs und legte 1964 ihr erstes Versprechen auf die Gemeinschaft ab. Anschließend arbeitete sie bis 1970 in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg als Stationsschwester. Im selben Jahr erfüllte sich ihr Missionswunsch: Sie wurde nach Amadi im Kongo ausgesandt, um dort ein Krankenhaus zu leiten

Maria legte Hand an, nicht nur im Hospital. Sie kümmerte sich um alte, verlassene Menschen, um Mädchen, unterrichtete Taufbewerber, brachte den Kranken, die ihr Zuhause nicht mehr verlassen konnten, die heilige Kommunion. Tief beeindruckt war sie vom Umgang der Kongolesen mit dem Tod. „Ich kam aus einer Welt, wo Sterbende ins Bad abgeschoben wurden. In Deutschland war der Tod ein Tabu“. In Afrika seien die Menschen überzeugt, dass Gott ihnen das Leben schenkt und sie es ihm beim Sterben wieder zurückgeben.

Ihre 22 Jahre im Kongo hätten sie geprägt und immer wieder daran erinnert, dass es mehr gibt als Ehrgeiz und die Gier nach Reichtum, bekannte sie. 1975 kehrte sie nach Deutschland zurück, um sich zur Hebamme ausbilden zu lassen. Ihre Rückkehr nach Amadi quittierten die Menschen mit Jubel und Tanz. Im Krankenhaus hatte Maria die meiste Zeit keinen Arzt an ihrer Seite. Sie war auf sich gestellt. Die ganz schweren Fälle brachte sie ins 80 Kilometer entfernte Krankenhaus nach Poko

Nach 22 Jahren in der Mission stand 1991 die Rückkehr nach Würzburg an. In der Missionsärztlichen Klinik engagierte Maria Bextermöller sich bis 2006 als stellvertretende Stationsleiterin in der Chirurgischen Abteilung. In Würzburg begleitete sie viele Jahre Sterbende ehrenamtlich und leidenschaftlich als Hospizhelferin. Dass sie diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste, war nicht leicht für sie.

Für das Missionsärztliche Institut war Maria eine wertvolle Freundin und Beraterin. Viele Jahre vertrat sie als Delegierte die persönlichen Mitglieder. Als der Instituts-Kalender noch von einem ehrenamtlichen Team organisiert wurde, war sie mit von der Partie. Mit Kritik hielt sie nie hinter dem Berg, aber auch nicht mit Lob. Mitarbeiter und Mitglieder des Instituts erlebten sie streitbar, entschlossen und offen. Intrigieren war nicht ihre Sache.

Sie sei immer für eine Überraschung gut gewesen, schreibt die GMH zu Marias Tod, der, obwohl sie von ihrer Krankheit bereits stark eingeschränkt war, dennoch unerwartet kam. Sie, die so vielen Menschen beim Übergang vom Leben zum Tod zur Seite stand, ist diesen Weg jetzt selbst gegangen. In unserem letzten Gespräch sagte sie „Afrika hat mich glücklich gemacht“. Mit einem Teil ihres Herzens war sie bis zuletzt im Kongo. Möglich ist das nur mit einem großen Herzen. Maria hatte eines

Elke Blüml