Februar

Heilung für Arme und Kranke

Salvatorianerpater Christoph Becker, Gründungsdirektor des Missionsärztlichen Instituts

Wäre es nach Pater Christoph Becker gegangen, hätte er sich weiter als Missionar im indischen Assam engagiert. Das Gebiet hatte der Salvatorianerorden 1890 als Missionsgebiet übertragen bekommen. Ab 1905 ist P. Christoph Missionsoberer und als apostolischer Präfekt verantwortlich für Seelsorge und Organisation in Assam. Zehn Jahre nach seiner Ankunft in der Region ist die Zahl der Katholiken auf über 5.000 angewachsen. Der Erste Weltkrieg macht dem Aufschwung ein Ende.

P. Christoph ist mit anderen Ordensangehörigen ein Jahr Kriegsgefangener in Lagern in Indien und später in London, bevor er nach Deutschland zurückkehren darf. Nach kurzer Tätigkeit als Feldgeistlicher hofft er, wieder nach Assam zurückkehren zu dürfen. Aber die englischen Behörden verwehren ihm diesen Wunsch, da er als deutscher Staatsbürger zu den Kriegsverlierern gehört.

Der Missionsarbeit widmet er sich notgedrungen von Deutschland aus. Mission ist auch Thema seiner Vorträge und Schriften. Nicht nur das Seelenheil der Menschen in den Missionsgebieten liegt ihm am Herzen, sondern auch deren körperliche Gesundheit gemäß dem Vorbild Jesu, der selbst aufgefordert hatte, die Menschen in aller Welt zu heilen.

1922 endlich gründet P. Christoph in Würzburg mit Missionsvereinen und Missionsorden das Missionsärztliche Institut zur „fachgemäßen Ausbildung und missionarischen Vorbereitung katholischer Ärzte und Ärztinnen sowie Studenten und Studentinnen der Medizin“. Das Ziel: „Arme und Kranke sollen durch uns in aller Welt Heilung und Hilfe finden!“

Bereits vor der offiziellen Gründung des Instituts am 3. Dezember 1922 beginnt im Januar desselben Jahres in der Würzburger Klinik Juliusspital der erste staatliche Krankenpflegekurs für Missionsschwestern. Den einjährigen Lehrgang belegen 19 Schwestern. Alle legen das Staatsexamen mit sehr gutem Erfolg ab. Jahr für Jahr folgen weitere Kurse. Ab Sommer 1923 haben auch Missionare Gelegenheit, im Missionsärztlichen Institut medizinisches Grundlagenwissen zu erwerben. Bis 1937 besuchen mehr als 500 Teilnehmer die Kurse.

Die ersten Ärzte werden 1924 feierlich in die Mission ausgesandt: Dr. Fritz Drexler und seine Frau nach China, Dr. Adelheid Schuster nach Uganda. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 verpflichten sich 28 Ärzte, 16 Ärztinnen und drei Krankenschwestern für den missionsärztlichen Dienst. Während des Kriegs ruht die missionsärztliche Arbeit weitgehend. Viele Missionsmediziner werden zum Kriegsdienst eingezogen. Etliche im Ausland tätige Ärzte werden teilweise mit ihren Familien interniert.

Auch P. Christoph hatte sich fest vorgenommen, wieder ins Ausland zu gehen. Als Ersatz für Indien bekommt der Orden 1923 ein Gebiet in China zur Missionierung übertragen. Dort möchte er wieder als Missionar wirken, aber sein schlechter Gesundheitszustand zwingt ihn dazu, seine Pläne zu ändern. Also übernimmt er im selben Jahr die Aufgabe des Institutsdirektors. In seiner Amtszeit entsteht der Neubau des Instituts. P. Christoph engagiert sich für eine gute rechtliche Fundierung des Instituts und ist immer bestrebt, seinen Medizinerinnen und Medizinern eine geistige Heimat zu schaffen und sie im christlichen Geist zu motivieren.

Im Herbst 1935 erleidet der Pater einen Schlaganfall und wird pflegebedürftig. Zwei Jahre später stirbt er und wird in Würzburg begraben. Die Salvatorstraße, in der die Missioklinik steht und wo ein Teil des Instituts bis 2019 angesiedelt war, ist nach dem Orden des Institutsgründers benannt.
Elke Blüml