Manchmal begegnet uns ein Bild, eine Skulptur, eine Geste – und plötzlich sehen wir klarer. Die Königsfiguren von Ralf Knoblauch sind genau so ein Bild. Still, bescheiden, mit geschlossenen Augen stehen sie da. Keine prunkvollen Herrscher, sondern verletzliche, aufrechte Gestalten, die uns auf das Wesentliche hinweisen:
Jeder Mensch ist ein König. Jede Frau eine Königin. Würde ist nicht verhandelbar.
Diese Botschaft ist nun auf Pilgerreise – und jeder ist eingeladen, sie zu entdecken. Vom 1. bis 30. April 2025 sind die Skulpturen im Deutschen Pilgerzentrum in Rom zu sehen. Eine Ausstellung, die nachklingt. Die Fragen stellt. Und die mitten ins Herz trifft.
medmissio: Würde ist unser Auftrag
Als bei Dr. Sabine Gies, medmissio-Referentin das Plakat mit der Einladung zur Ausstellung ankam, gab es für sie keinen Zweifel: Diese Aktion spricht genau das aus, wofür medmissio tätig ist. Sie brachte die Initiative ins Team – weil sie nicht nur von Kunst handelt, sondern von Leben.
Das Thema ist nicht neu. Im medmissio-Magazin erschien im vergangenen Jahr bereits der Artikel „Würde ohne Ausnahme“, in dem sich medmissio mit der unantastbaren Menschenwürde beschäftigte. Doch während Worte oft zu leise verhallen, stehen die Königsfiguren unbeirrt da. Sie fordern uns auf, hinzusehen – wirklich hinzusehen.
Ein stiller Schrei für Menschlichkeit
Über 1000 dieser Skulpturen sind bereits in der Welt. In Krankenhäusern und Hospizen. In Flüchtlingslagern. In zerstörten Dörfern. Bei der Seenotrettung. In Gefängnissen. Überall dort, wo Menschen täglich um ihre Würde ringen. Sie sind Pilger der Hoffnung, wie die Pressemitteilung es nennt.
„Meine Königinnen und Könige stehen für alle Menschen – egal, woher sie kommen, welchen Pass sie besitzen oder welchen Status sie haben“, sagt Ralf Knoblauch, der aus Bonn stammt und als Diakon arbeitet.
„Sie erinnern uns daran, dass die Würde des Menschen nicht an Bedingungen geknüpft ist. Sie mahnen uns, sie nicht kleinzureden oder zu vergessen.“
Eine Einladung zum Innehalten – und zum Handeln
Die Ausstellung in Rom ist mehr als eine Präsentation von Skulpturen. Sie ist eine Einladung, sich selbst und die Welt um uns herum neu zu betrachten.
Was bedeutet es, König oder Königin zu sein? Wie oft übersehen wir die Würde anderer – oder gar unsere eigene? Und was können wir tun, um Menschlichkeit nicht nur zu fordern, sondern zu leben?
Bischof Franz Kamphaus, langjähriger Bischof von Limburg, hatte das einmal auf den Punkt gebracht: „Mach’s wie Gott – werde Mensch.“ Es ist so einfach. Und doch die größte Herausforderung.
medmissio trägt die Botschaft weiter
medmissio setzt diese Botschaft in die Tat um – in Krankenhäusern, in Flüchtlingsprojekten, in der Begleitung von Menschen, die sonst keine Stimme haben.
Doch die Figuren erinnern uns daran: Es braucht uns alle. Nicht nur die, die in der Entwicklungshilfe arbeiten. Nicht nur die, die spenden oder medizinische Hilfe leisten. Jeden Einzelnen. Im Alltag. Im Blick auf den Menschen neben uns.
Die Ausstellung „Pilger der Hoffnung“ in Rom ist eine Gelegenheit, sich berühren zu lassen. Wer die Chance hat, sollte sie nutzen. Und wer sie nicht hat, kann trotzdem beginnen: indem wir Menschen nicht übersehen. Indem wir hinschauen. Indem wir die Krone in uns selbst und in anderen erkennen.
Denn Würde ist kein Geschenk – sie ist ein Recht. Und sie gilt ohne Ausnahme.
Kai Fraass
Die persönliche Königsfigur von Dr. Sabine Gies auf Pilgerreise