Offener Brief an Bundesministerin Alabali Radovan

Berlin/Würzburg, 24. Juli 2025 – Mit einem offenen Brief wendet sich medmissio – Institut für Gesundheit weltweit (Würzburg) gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Organisationen an Bundesministerin Reem Alabali Radovan vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die unterzeichnenden Organisationen (Aktionsbündnis gegen AIDS e.V., BUKO. Pharma-Kampagne, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), German Doctors e.V., Tierärzte ohne Grenzen e.V.)  betonen darin die zentrale Bedeutung einer ausgewogenen und vielfältigen Gesundheitsstrategie innerhalb der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

Angesichts zunehmender globaler Gesundheitsrisiken – wie Pandemien, antimikrobieller Resistenzen, der Auswirkungen des Klimawandels oder wachsender Migrationsbewegungen – sei es, so die Verfasserinnen und Verfasser, sich weiterhin aktiv für die Stärkung der globalen Gesundheit einzusetzen. „Gesundheit kennt keine Grenzen, deshalb liegt es im ureigenen Interesse Deutschlands, sich weiterhin aktiv für globale Gesundheit zu engagieren“, heißt es im Schreiben.

Die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen fordern daher, die drei Säulen der Entwicklungszusammenarbeit – multilaterale, bilaterale und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit – gleichberechtigt zu fördern und gezielt miteinander zu verzahnen. Denn gerade diese Vielfalt sei entscheidend, um komplexe Herausforderungen wirksam zu adressieren.

Tilman Rüppel, Referent für Politische Anwaltschaft bei medmissio und Verfasser des Schreibens, unterstreicht in diesem Zusammenhang die besondere Rolle der Zivilgesellschaft. „Zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten oft unmittelbar mit betroffenen Menschen und Gemeinschaften zusammen, insbesondere in entlegenen oder fragilen Regionen, wo staatliche oder multilaterale Strukturen an ihre Grenzen stoßen“, erklärt Rüppel. Diese Nähe ermögliche eine passgenaue Ausrichtung der Maßnahmen an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen vor Ort.

Darüber hinaus hebt Rüppel die Innovationskraft und Flexibilität zivilgesellschaftlicher Akteure hervor: „Sie reagieren schnell auf sich verändernde Situationen und erproben neue Ansätze, die oft in größere Programme übernommen werden.“ Diese Fähigkeit sei insbesondere in dynamischen Krisenlagen von unschätzbarem Wert.

Ein weiterer Aspekt ist die wertebasierte Arbeit vieler zivilgesellschaftlicher Organisationen, etwa in der HIV-Prävention oder der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Diese Werteorientierung trage entscheidend dazu bei, Vertrauen aufzubauen und den Zugang zu besonders armen, verletzlichen und marginalisierten Gruppen zu verbessern. Ebenso übernehmen zivilgesellschaftliche Akteure wichtige Advocacy- und Kontrollfunktionen, indem sie die Interessen benachteiligter Gruppen vertreten, politische Prozesse mitgestalten und für Rechenschaftspflicht sorgen.

Die Unterzeichnenden des Briefes begrüßen ausdrücklich die erhöhte Unterstützung für multilaterale Gesundheitsinitiativen wie den Globalen Fonds, GAVI oder die WHO. Sie mahnen jedoch an, dass diese Förderung nicht zulasten bilateraler oder zivilgesellschaftlicher Strukturen gehen dürfe. „Die Kombination multilateraler Effektivität, bilateraler Steuerbarkeit und zivilgesellschaftlicher Reichweite ist der Schlüssel für eine glaubwürdige, solidarische und zukunftsfähige Gesundheitspolitik im globalen Kontext“, so die klare Botschaft des Briefes.

Ein gelungenes Beispiel für eine solche Zusammenarbeit auf allen Ebenen sei der Globale Fonds, der laut den Unterzeichnenden bereits über 65 Millionen Menschenleben gerettet habe. Zivilgesellschaftliche Organisationen seien hier nicht nur als Umsetzungspartner eingebunden, sondern auch aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt. Programme wie die BACKUP-Initiative der GIZ unterstützten gezielt zivilgesellschaftliche und staatliche Akteure darin, multilaterale Mittel effektiv zu nutzen.

Der Brief schließt mit einem Appell an das BMZ, auch künftig auf eine starke, vielfältige und komplementär aufgestellte Gesundheits-EZ zu setzen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit könne hierbei auf das große Potenzial einer lebendigen und engagierten Zivilgesellschaft bauen, im Inland ebenso wie in den Partnerländern.

 

Hier zum Offenen Brief an Bundesministerin Reem Alabali Radovan im Original